Von Soest nach Düsseldorf. Am 15. Mai 2022 wird in NRW ein neuer Landtag gewählt. Till Heemann, unser Ortsvereinsmitglied, will den Kreis Soest vertreten. Für die aktuelle Ausgabe der Soest intern (Download weiter unten) hat er sich den Fragen der Redaktion gestellt. Wir bringen das Interview an dieser Stelle online zum Nachlesen.
Till, Du hast Dich bereits in der letzten Ausgabe der „Soest Intern“ unseren Lesern vorgestellt. Die Redaktion unserer Mitgliederzeitschrift möchte aber doch noch etwas nachhaken. Die wichtigste Frage gleichvorweg:
Der Wahlkampf und noch mehr ggf. das Landtagsmandat werden Dich zeitlich und nervlich stark in Anspruch nehmen, sodass wenig Zeit für Familie, Freunde und Freizeit übrigbleiben wird. Warum willst Du Dir das antun?
Till: Wer meinen bisherigen Alltag kennt, weiß dass ich diese Umstände schon gewohnt bin – zum Glück bin ich ein stressresistenter Mensch. Eine Eigenschaft, die ich wohl meinem Vater zu verdanken habe. Einen klassischen „nine to five“ Job habe ich nicht – ich tanze so gesehen auf mehreren Hochzeiten. Ich bin angestellter Ingenieur, Veranstaltungstechniker mit eigener Firma, freiberuflicher Dozent und Kommunalpolitiker. Darüber hinaus bin ich noch in diversen Vereinen aktiv. Mein Tag fängt morgens um 8 an und hört abends nicht vor 23 Uhr auf. Meine Partnerin sagt immer „Schatz, du hast ein Talent dafür, dir Arbeit ans Bein zu binden.“ Da hat sie vielleicht nicht ganz unrecht, aber ich denke jeder sollte das tun, was er gut kann, woran er Freude hat und was ihn erfüllt. Es gibt doch nichts erfüllenderes, als sich dafür einzusetzen, die Welt ein kleines bisschen besser machen können. Dafür habe ich auch den Rückhalt meiner Familie, meiner Freunde und natürlich auch meiner Partnerin. Ich bin mir sehr sicher, dass ich meine Fähigkeiten und Kenntnisse gut und gewinnbringend für die Bürgerinnen und Bürger im Kreis Soest einbringen kann.
Für welche Politikfelder hast Du ein besonderes Interesse?
Till: Ich denke es ist nicht immer eine Frage des Interesses, sondern eher die Frage nach den wichtigen Themen dieser Zeit. Aufgrund meiner verschiedenen Tätigkeiten bin ich jedoch thematisch weit aufgestellt und bringe Kenntnisse und Erfahrungen aus vielen Bereich mit, was sicherlich von Vorteil ist. Um hier ein konkretes Beispiel zu nennen: Aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit im baulichen Brandschutz, kenne ich das Bauwesen, die enorme Fülle an rechtlichen Vorgaben und die Mentalität der Beteiligten. In Verbindung mit meinen Aktivitäten in der Kommunalpolitik im Stadtentwicklungsausschuss und dem Aufsichtsrat der Wirtschaft und Marketing Soest GmbH kommt zum Thema Bauen auch das Wohnen hinzu. In der vergangenen Zeit haben wir einen deutlichen „Boom“ in der Baubranche erlebt, was nicht zuletzt auf die Niedrigzinsphase zurück geht. Gleichzeitig beobachten wir einen deutlichen Rückgang von günstigem Wohnraum und viele Wohnungen fallen aus der Mietpreisbindung heraus. Somit bin ich überzeugt, dass das Thema Bauen und Wohnen eines von mehreren wichtigen Schwerpunktthemen sein wird.
Dazu kommen bei mir die Themen der (nicht-polizeilichen) Gefahrenabwehr und die Förderung des Ehrenamtes. Diese Themen gehen häufig Hand-in-Hand, da unser Katastrophenschutz überwiegend durch ehrenamtliche Kräfte getragen wird. Die jüngeren Naturkatastrophen, von denen auch der Kreis Soest nicht verschont blieb, führen uns deutlich vor Augen, wie wichtig Maßnahmen zur Vorsorge vor und Abwehr von Katastrophen und Großschadenslagen sind. Ohne die ehrenamtlichen Kräfte ist jedoch jede Mühe vergebens, sodass das Ehrenamt entsprechend gefördert werden muss. Selbstverständlich gilt dies auch für Tätigkeiten in anderen Vereinen und Interessensgruppen, wie Sport- oder Schützenvereine. Als Vorstandsmitglied der Soester Mittelalterfreunde e.V. ist mir bewusst, welche (vor allem) zeitlichen Ressourcen ehrenamtliche Tätigkeiten in Anspruch nehmen und wie schwierig es werden kann, Nachfolger für ausscheidende Aktive zu finden.
Wie hast Du Deinen Wahlkampf, der sich ja überwiegend in Soest abspielen wird, geplant?
Till: Mein Wahlkampfteam besteht aus acht engagierten und klugen Köpfen – und mir. Wir haben eine Mischung aus jungen und erfahreneren Mitglieder:innen. Die alten Hasen bringen jahrelange politische Erfahrung mit und die jüngere Generation hilft mit digitalem Know-How und bringt frischen Wind in die ganze Sache. Mir war es außerdem wichtig, auch Mitglieder:innen aus andern Ortsvereinen meines Wahlkreises in meinem Team zu haben. Wir planen unseren Wahlkampf ganzheitlich, systematisch und denken vieles Neu. Ein „das haben wir früher aber immer so gemacht“ wird uns nicht weiterhelfen, wenn es darum geht kritische Stimmbezirke zu gewinnen und Menschen zur Wahl zu mobilisieren. Im Jahr 2022 funktioniert vieles digitaler – der digitale Wahlkampf in den sozialen Netzwerken wird einen deutlich höheren Fokus bekommen als bei der letzten Wahl.
Die Bürgergespräche verlagern sich zunehmend ins Internet. Die Auftritte in den sozialen Medien sind sozusagen der „digitale Wahlkampfstand“. Darüber hinaus haben wir eine allumfängliche Datenanalyse der letzten Wahlen gemacht und uns interessante Stimmbezirke im gesamten Kreisgebiet herausgesucht, in denen wir gezielte Aktionen, auch mit den verschiedenen Ortsvereinen zusammen, machen möchten. Das Wichtigste im Wahlkampf ist doch, dass wir alle zusammenarbeiten. Wir mit den Ortsvereinen und die Ortsvereine mit uns: Vor Ort, aber auch im Internet. Wir werden daher auch aktiv auf die Ortsvereine zugehen und daran arbeiten, dass wir zusammen als eine geschlossene Partei in diesen Wahlkampf gehen und im Mai überzeugen.
Könnte Dir Deine bisherige Tätigkeit in der Kommunalpolitik auf Landesebene nutzen?
Till: Davon bin ich überzeugt. Die Mechanismen sind auf allen Ebenen vergleichbar. Dinge stehen zur Diskussion, dies wird über Tagesordnungen und Vorlagen konkretisiert, ein Arbeitskreis und gegebenenfalls die Fraktion führen dazu eine fachliche Diskussion und dann geht’s in den Ausschuss. Das ist nun natürlich sehr vereinfacht und idealisiert, deckt sich aber mit der Praxis in der Soester Kommunalpolitik.
Als Sachkundiger Bürger habe ich schon häufig im Rahmen des Stadtentwicklungsausschusses komplexe Sachverhalte diskutiert, Konsense formuliert und anschließend in Marathonsitzungen unsere Position dargestellt. Im Aufsichtsrat der Wirtschaft & Marketing Soest GmbH und meinen weiteren Ausschüssen (AUNK, AIDW, ZGW) ist es nicht anders. Auf Landesebene werde ich als „Neuer“ zu Anfang eher in der zweiten Reihe stehen. Trotzdem sind Erfahrungen in der politischen Arbeit notwendig, wenn die SPD-Fraktion effizient und handlungsfähig sein will. Meine Erfahrungen auf kommunaler Ebene werde ich auf der Landesebene weiter ausbauen.
Wahlkampf wird ja zunehmend nicht nur auf der Straße geführt, sondern auch digital, also im Internet. Wie willst Du Dich da einbringen?
Till: Unser Social-Media Team besteht mit mir aus vier Personen, die sich um die Auftritte bei Facebook und instagram kümmern. Es gibt einen ausgearbeiteten Redaktionsplan, der abgestimmt und umgesetzt wird. Wir werden den Fokus in den sozialen Netzwerken auf Interaktion und Kommunikation mit den Bürger:innen legen. Kommentieren, diskutieren und Meinungen austauschen – der digitale Wahlkampf hat einen sehr hohen Stellenwert und darf nicht unterschätzt werden. Wir haben dadurch die Möglichkeit, zu jeder Zeit mit unseren Bürger:innen in Kontakt zu treten und sie an unserer politischen Arbeit teilhaben zu lassen. Das bedeutet auch: Umfragen und Stimmungen abzufragen, um einzuschätzen, was die Menschen im Kreis Soest bewegt und wo die Probleme liegen. Das ist ein enormer Zeitaufwand, aber ich halte das für unumgänglich, wenn man sich mal vor Augen führt, wie viel Reichweite man auf Facebook, instagram und Co. hat. Mit ein paar Euro kann man dort mit bezahlter Werbung schon hunderte bis tausende Nutzer im Umkreis erreichen.
Wirst Du im Falle Deiner Wahl Deinen Lebensmittelpunkt nach Düsseldorf verlegen, oder bleibst Du in Soest (und machst die ohnehin schon überfüllte Autobahn noch voller)?
Till: Mein Lebensmittelpunkt wird hier bleiben – ganz klar. Ich bin ein echtes Bördekind und hier verwurzelt. Familie, Freunde, Vereine, Hobbys – ich glaube das ist alles sehr wichtig, um auch auf dem Teppich zu bleiben. Wie soll ich die Interessen des Kreises Soest denn vertreten, wenn ich nicht weiß was hier los ist? Ich sehe es in Zukunft also auch als meine elementare Pflicht an, hier vor Ort ansprechbar zu bleiben, ein dauerhafter Umzug nach Düsseldorf wird also nicht in Frage kommen. Und wenn die ein oder andere Sitzung mal länger dauert, dann geht es nunmal erst am nächsten Tag zurück. Wir haben das große Glück, dass zwischen Soest und Düsseldorf ein paar Schienen liegen und man dann mit der Bahn fahren kann. Ich wohne nicht weit vom Bahnhof entfernt, das Auto würde also stehen bleiben. Mit der Bahn zu fahren ist ohnehin umweltfreundlicher und stressfreier. Naja, zumindest wenn sie pünktlich kommt…
Wir drücken Dir am Wahltag die Daumen und werden Dich bei Deinem Wahlkampf nach besten Kräften unterstützen.
Till: Vielen Dank – ich freue mich auf einen tollen Wahlkampf zusammen!