Der Präsenzunterricht an Schulen in NRW soll in Kürze wieder stattfinden. Allerdings scheinen viele Abläufe, die einen geregelten Schulbetrieb ermöglichen sollen, planlos und unstrukturiert. Viele Eltern und auch Schüler*innen sind verunsichert. Sie sehen dem Schulstart sorgenvoll und mit vielen Fragezeichen entgegen. Hätte man nicht bis nach den Osterferien warten sollen statt 2 Wochen ein Risiko einzugehen?
Einer Studie der Technischen Universität lieferte jüngst neue Erkenntnisse in Bezug auf das Infektionsrisiko. Das Ergebnis: In Büros und Schulen sind Menschen einem höheren Risiko ausgesetzt als etwa im Theater oder beim Friseur – sofern die gängigen Hygiene-, Abstands- und Lüftungsregeln eingehalten werden. Der entscheidende Faktor ist die Aufenthaltsdauer in geschlossenen Räumen. Acht Stunden Arbeit oder zwei Stunden Kino – das sei ein großer Unterschied. Je länger man sich in einem Raum aufhalte, umso größer sei die eingeatmete Dosis an Aerosolpartikeln. „ Und ab einer bestimmten Dosis kommt es dann zu einer Infektion. In Büros und Schule ist daher das Risiko einer Ansteckung sehr hoch.
Um zu verhindern, dass Schulen zu Corona-Hotspots werden, ist es unerlässlich, entsprechende Vorkehrungen zu beachten.
Dazu gehört unter anderem, dass der morgendliche Schulbusverkehr entzerrt wird, sprich weniger Schüler*innen je Bus befördert werden als üblich. Klassenräume, in denen es keine Möglichkeit gibt, die Fenster zu öffnen, sollten mit ausreichend CO2-Ampeln, Luftfiltersystemen bzw. Belüftungsanlagen ausgestattet sein.
Stadt Soest will beobachten
Damit solche Infektionsschutzmaßnahmen in Soester Schulen eingeführt werden können, hat unsere Fraktion am 24.11.2020, also noch vor dem Beginn des verschärften Lockdowns, einen Dringlichkeitsantrag gestellt. Unverständlicherweise wurde dieser nicht mit auf die Tagesordnung der Ratssitzung vom 26.11.2020 gesetzt. Begründung seinerzeit: Es besteht keine Dringlichkeit. Auch in der nachfolgenden Ratssitzung am 24.02.21 fand unser Antrag hierzu erneut keine Berücksichtigung, obwohl zu diesem Zeitpunkt für alle Beteiligten absehbar war, dass die Schulen in Kürze wieder öffnen werden!
Es grenzt schon beinahe an Unverschämtheit, wenn dann von Seiten der Verwaltung mitgeteilt wird, dass die Situation erst einmal unter Beobachtung steht. Vorsicht ist in solchen Fällen schließlich besser als Nachsicht. Dieses Verhalten seitens der Stadt Soest bedeutet im Umkehrschluss: weiterhin übervolle Schulbusse sowie ein erhöhtes Infektionsrisiko.
Hohe Belastung für Eltern
Wenn unsere Schulen aufgrund von erhöhtem Infektionsgeschehen schließen müssen, bedeutet dies für viele Eltern eine enorme Belastung und einen großen Aufwand, wenn beispielsweise Kinderbetreuung und Home-Office aufeinanderprallen. Zudem müssen viele Eltern in solch einer Situation auch mit finanziellen Einbußen und Einschnitten rechnen, da Home-Office in einigen Berufen nicht möglich ist. Die Tragweite dieser fehlenden Organisation ist also auch wirtschaftlich um einiges schwerwiegender, als es auf den ersten Blick erscheinen mag.
Dabei sind Lösungen und damit unsere Forderungen verhältnismäßig einfach umzusetzen Andere Kommunen im Kreis Soest, wie Lippetal, machen uns dies beispielhaft vor.
Mehr Busfahrer und Schulbusse
Wir fordern mehr Busfahrer*innen für Schulbusse, so würden die derzeitigen Angestellten entlastet werden und eine Nachverfolgung von Infektionen im Schulbus wäre einfacher. In Zeiten, in denen beispielsweise viele Reisebusfahrer*innen aufgrund von Kurzarbeit mit finanziellen Verlusten zu kämpfen haben, sollte die Personalbeschaffung kein allzu großes Problem darstellen.
Belüftungssysteme
Der Kauf und die Installation von Belüftungsanlagen bzw. Luftfiltern bleibt zudem ein weiteres großes Anliegen von uns und wird regelmäßig zur Diskussion gestellt
Fazit
Die Entscheidung der Soester Schulen gemeinsam Konzepte zu erarbeiten halte wir für einen guten Ansatz. Klassen zu teilen und Hybridunterricht anzubieten, da wo dies möglich ist, ebenfalls. In den Grundschulen und unteren Klassenstufen ist dies aber eher selten der Fall.
„20 bis 30 Menschen in einem Raum, die Lehrkraft kurz vor der Rente, mehrstündiger Aufenthalt, viel Gerede – viele Faktoren weisen Schulen die Rolle als potentiellem Corona-Hotspot oder täglichem Superspreading-Event zu. Hinzu kommen auch die täglichen Schulwege, in denen viele Schüler auf engem Raum Platz finden müssen. Lange hieß es, es gebe in Schulen keine auffälligen Ausbrüche. Wenn Schulen schließen mussten, dann als reine Vorsichtsmaßnahme.“ Quelle: Quarks WDR5
Damit es nicht soweit kommt, setzen wir uns weiter vehement für die Umsetzung unserer Forderungen ein.
Corinna Lehr, Alfred Gewohn