„Es ist 5 vor 12, nicht in Minuten, sondern in Sekunden!“
Mit diesen Worten leitete am 16. Mai der Soester Meeresbiologe Dr. Udo Engelhardt vor dem Ausschuss für Umwelt-, Natur-, und Klimaschutz (AUNK) und zahlreichen Gästen einen verkürzten Vortrag zum Thema Klimawandel ein. Die Lage, in der sich unser Planet befindet, wurde in ihrer Dringlichkeit stichhaltig und für alle Anwesenden ersichtlich und ungeschönt dargestellt und auf den Punkt gebracht. Mit ihm war auch eine Delegation der Soester FridaysForFuture Aktivisten von Benno Wollny (SPD) eingeladen, um im Ausschuss ihre Forderungen für Soest zur Sprache bringen zu können.
FridaysForFuture
Die jungen Leute beginnen mit einem Blick in die nahe Zukunft: Wie wird Soest im 10 Jahren aussehen, wie lebt es sich in Soest im Jahr 2029? Die Antwort ist hoffnungsvoll In Soest wird nur noch Ökostrom produziert, bebaute Flächen sind entsiegelt worden, um Platz für Grün zu schaffen. In der Innenstadt gibt es keinen Autoverkehr, sondern nur noch Radwege. Der öffentliche Nahverkehr ist kostenlos. Höhepunkt des Jahres ist ein von der Soester Jugend veranstaltetes Nachhaltigkeitsfestival. Dann wechselten die Klimaaktivisten ins hier und jetzt und bekräftigten, dass diese Ziele erstrebenswert seien und das FridaysForFuture solange weiter streiken wird, bis die Politik handelt!
Es folgte eine Einladung in der alle Beteiligten und den Bürgermeister, der der Ausschusssitzung nicht beiwohnte, aufgerufen wurden zur europaweiten Demo am 24. März um 11.30 Uhr auf dem Soester Marktplatz teilzunehmen.

Für eine Ausschusssitzung unüblich, entwickelte sich danach eine rege Diskussionsrunde mit den zahlreichen Gästen und Zuhörerin die so in die beratenden Gespräche des Ausschusses mit einbezogen wurden. Nicht ganz einfach für Benno Wollny, da gemäß der Gemeindeordnung NRW und Satzung der Stadt Soest in einer Rats- oder Ausschusssitzung das Publikum nicht ohne Zustimmung des Gremiums Fragen stellen oder Beiträge bringen darf.
„Ich habe im Interesse der Sache, hierüber die Regeln der Gemeindeordnung vergessenen“, so Benno Wollny. „Lasst uns weiter Klimaschutzaktivitäten durchführen, auch wenn so manches dicke Brett zu bohren ist, rief er alle Anwesenden auf.
Klimanotstand?
Daraufhin kam seitens der SO-Partei, die Anfrage zu einem gemeinsamen Antrag in Soest, wie bereits in vielen Städten bundesweit geschehen, den Klimanotstand für unsere Stadt auszurufen. Wegen der Dringlichkeit der Sache soll diese vor der eigentlichen nächsten Ratssitzung (Mitte Juli) eine Sonderratssitzung einberufen werden, bei der nach einem erneuten Vortrag von Dr Udo Engelhard über diesen Antrag entschieden werden soll.
§ 24 GO NRW – Anregungen und Beschwerden
(1) Jeder hat das Recht, sich einzeln oder in Gemeinschaft mit anderen schriftlich mit Anregungen oder Beschwerden in Angelegenheiten der Gemeinde an den Rat oder die Bezirksvertretung zu wenden. Die Zuständigkeiten der Ausschüsse, der Bezirksvertretungen und des Bürgermeisters werden hierdurch nicht berührt. Die Erledigung von Anregungen und Beschwerden kann der Rat einem Ausschuss übertragen. Der Antragsteller ist über die Stellungnahme zu den Anregungen und Beschwerden zu unterrichten.
(2) Die näheren Einzelheiten regelt die Hauptsatzung.
CDU und BG/Junges Soest lehnen ab
Dieser Antrag würde seitens der SPD und den Grünen unterstützt. CDU, BG/Junges Soest lehnten bereits die Einberufung einer Sonderratssitzung ab.
Wie geht es weiter?
Bereits am 01. Mai wurde ein Antrag nach §24 GO NRW einer Soester Bürgerin zur Ausrufung des Klimanotstands in Soest gestellt
Erfolgsversprechend könnte nun eine Sitzung des AUNK für alle Ratsmitglieder und Sachkundige Bürger am 4. Juli sein. Mit einem Rederecht für Udo Engelhard und einem weiteren Referenten. Dabei soll ein Entwurf für eine Klimaresolution (Klimanotstand) besprochen und verabschiedet werden. Der Veranstaltungsort dürfte dann nicht mehr das Rathaus 2 sein, da der dortige Sitzungssaal bereits bei der letzten Sitzung aus allen Nähten platzte.
Einladung zur Vortragsveranstaltung – Klima 2.0, mit Dr. Udo Engelhardt
In Soest bildet sich zur Zeit ein starkes Bündnis um das Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit in unserer Stadt voranzutreiben. Ziel ist es, wie bereits in anderen Städten geschehen, auch für Soest den Klimanotstand auszurufen. Trotz weltweiter Bemühungen über Jahrzehnte, den Ausstoß von Klimagasen zu reduzieren, nimmt deren Konzentration Jahr um Jahr zu. Alle Maßnahmen, dem Klimawandel entgegen zu wirken, haben bisher keinen Erfolg gezeigt. Die Wissenschaft prognostiziert verheerende Folgen für die menschliche Zivilisation und die Natur auf dem Planeten Erde. Es ist dringend erforderlich, jetzt auf allen Ebenen von Gesellschaft und Politik zu effizienten und konsequenten Maßnahmen zu greifen, um die Katastrophe noch aufzuhalten. Weltweit haben Kommunen wie Los Angeles, Vancouver, London und Basel den Klimanotstand ausgerufen und damit ein Signal gesetzt. Der BUND Soest/Welver lädt in diesem Zusammenhang dringlich am Montag, 24. Juni zu einer Veranstaltung mit dem Soester Meeresbiologen und Initiator des Klimatreffs Dr. Udo Engelhardt in das Bürgerzentrum Alter Schlachthof ein.
Der Vortrag Klima 2.0 – Was kommt? Was tun? beginnt um 19 Uhr.
Alfred Gewohn, SPD-OV Soest