Der 23. Februar ist für die Geschichte der Soester Sozialdemokratie ein ganz besonderes Datum. An diesem Tag, also heute vor einhundert Jahren, wurden sieben Vertreter der SPD zum aller ersten mal in eine Soester Stadtverordnetenversammlung – heute würde man Stadtrat sagen – gewählt.
Nachdem am 09. November 1918, nach Ende des 1. Weltkrieges und der Abdankung des Kaisers, das Dreiklassenwahlrecht abgeschafft und durch das allgemeine und gleiche Wahlrecht ersetzt wurde, bewirkte dieses auch ein Mitwirken der Soester Sozialdemokraten am „Stadtregiment“. Reichlich spät, wenn man bedenkt, dass der Ortsverein zu diesem Zeitpunkt schon 45 Jahre bestand. Und die SPD im Reichstag die stärkste Fraktion stellte.
Die erste Kommunalwahl nach dem neuen Wahlgesetz fand am 23. Februar 1919 statt. Dafür reichte die Soester SPD am 12. Februar eine von 66 Männern und 53 Frauen unterschriebene Liste ein, von denen 30 als Kandidaten für die Wahl herausgestellt sind.
Die Zigarrenmacher*innen und die Wickelmacherinnen waren mit 19 Personen die am stärksten vertreten Berufsgruppe. 90 Prozent der Personen gehört zu den unteren Einkommensschichten. Die SPD ist hier noch ganz und gar eine Arbeiterpartei.
Die im Oktober 1918 genannten-Mitglieder des Arbeiterrates Fritz Grote, Fritz Heuer, Wilhelm Echterling , Georg Hartmann, Matthias Müller, und Konrad Schäfer sind im Februar 1919 die Kandidaten der Soester SPD für die Kommunalwahl. Von ihnen werden Matthias Müller(Maschinist), Willhelm Echterling (Eisenbahner) und Fritz Heuer (Bautechniker) gewählt. Für die SPD zogen außerdem Hubert Schmitz (Zigarrenmacher), Martin Huth (Werkmeister), August Hilbig (Schmiedemeister) und Anna Scholle (Hausfrau) in die Stadtverordnetenversammlung. Somit waren 45 nach Gründung sieben Soester Sozialdemokraten*innen ins Soester Stadtparlament gewählt worden, darunter mit Anna Scholle eine von zwei Frauen
Text und Grafik: Alfred Gewohn
Quellen: Gerhard Köhn – 100 Jahre SPD-Soest, Soester Anzeiger vom 24.02.1919 im Stadtarchiv Soest